PROJEKT

Das Mannheimer Erbe der Weltkulturen

Ein partizipatives Kulturprojekt für eine internationale Stadt
unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission

HINTERGRUND


1972 hat die UNESCO das „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ verabschiedet. Auf der Liste des Weltkulturerbes stehen über 1.000 Kulturgüter und Stätten in 160 Nationen; „Kulturelle Zeugnisse von herausragendem Wert“ über die jedes Jahr ein Komitee aus 21 Staaten feierlich entscheidet. Doch was, wenn die großartigen Beispiele der eigenen Kultur weit weg in einem Land stehen, das durch Krieg oder Vertreibung unerreichbar geworden ist? Wie belebt, pflegt und bewahrt man das kulturelle Erbe in der Diaspora? Was nehmen die 27 Millionen Italiener*innen oder die 20 Millionen Pol*innen, die auf der Welt verstreut leben, oder die neun Millionen Syrer*innen die aus ihrem Land fliehen davon mit?

DAS PROJEKT


Das Mannheimer Erbe der Weltkulturen ist eine spielerische Kopie des UNESCO-Weltkulturerbes im Einwanderungsland Deutschland. In Mannheim leben Menschen aus über 160 Staaten zusammen. Sie repräsentieren über 160 Kulturen der Welt, mit ihren kulturellen Vorlieben und Erinnerungen an die Heimat. Über ein Jahr fordern wir sie auf, Vertreter*innen zu benennen, die jeweils einen Vorschlag für eine Liste des kulturellen Erbes in der Mannheimer Diaspora einreichen: Objekte, Orte oder Traditionen, die hier vor Ort das wertvollste ihrer Herkunftskultur repräsentieren, seien sie wertvolle Originale oder billige Kopien, sakrale Reliquien oder profane Souvenirs, die reine Lehre oder eingedeutscht.

DIE SHOW


Am 20. und 21. Januar 2017 veranstalten wir  im Ratssaal der Stadt ein Reenactment der alljährlichen UNESCO-Komiteesitzung. Ein 21-köpfiges Komitee aus Mannheimer Bürger*innen begutachtet alle eingereichten Kulturerbegüter. Aufgenommen wird, was eingereicht wird; die Entscheidung liegt bei den jeweiligen Communities. Wer sich nicht einigen kann, bekommt zwei Einträge.

DIE LISTE


So entsteht eine Liste des Besten und Wertvollsten, was die Einwanderungsgesellschaft Mannheims zu bieten hat, ein neues Identifikationsangebot für alle Bürger*innen der Stadt, und eine touristische Attraktion, die ihresgleichen sucht:
160 Weltkulturdenkmäler in einer Metropole!

DIE AUSSTELLUNG


Den vorläufigen Abschluss des Projekts bildet die große Mannheimer Weltkulturenausstellung im Mai 2017 im soziokulturellen Zentrum zeitraumexit, im Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen und an verschiedenen öffentlichen Orten der Stadt. Zusätzlich soll es eine Smartphone-App geben, die die Besucher*innen zu den Kulturstätten im Stadtraum führt. Auf dieser Website dokumentieren wir alle Kulturgüter und informieren über ihre Herkunft, Bedeutung und die Diskussionen hinter den einzelnen Einträgen, sowie über die verschiedenen Schritte des einjährigen Prozesses.

INTENTION

Das Projekt lädt die Bürger*innen einer mittleren deutschen Großstadt ein, eine der großen politischen Ideen unserer Zeit nachzuspielen und umzudeuten: Statt der monumentalen Originale werden Kopien ausgezeichnet, statt jahrtausendealten Kulturlandschaften wird ein Grillplatz zum Symbol, statt der reinen Lehre kommen Variationen und kulturelle Anpassungsfähigkeit zum Zug. Das Diaspora-Kulturerbe bietet sich allen Bürger*innen der Stadt als neues Identifikationsobjekt an und schafft so eine Verbindung aller bei gleichzeitiger Betonung und Sichtbarmachung der kulturellen Unterschiede. Das Projekt übergibt Migrant*innen und Flüchtlingen die Autorität, einen anderen Kulturkanon zu definieren, bzw. den bestehenden Kanon herauszufordern und zu ergänzen.

Das Mannheimer Erbe der Weltkulturen ist gelebte Kultur in einem Einwanderungsland.
Ein Projekt von zeitraumexit e.V. unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission und in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Mannheim der Reiss-Engelhorn-Museen, des Stadtarchiv Mannheim, des Jugendkulturzentrum Forum, und dem Heidelberg Zentrum Kulturelles Erbe. Das Projekt wird gefördert vom Innovationsfonds Baden-Württemberg, der Stadt Mannheim, der MVV Energie und der Familie Fuchs.